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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 477

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
gedachte und selbst das Herzogthum Schleswig, wie es von.etzt an genannt wurde, mit seinen holsteinschen Besitzungen verbinden wollte, murrten die Juten, wollten Waldemar nicht als Herzog anerkennen und griffen endlich zu den Waffen. Ger- hard aber drang siegreich in Jütland vor, so daß seine Feinde vor ihm zurück- weichen und ihre Güter der Verwüstung preisgeben mußten. Aber mitten in seinem Siegeszuge überfiel ihn plötzlich zu Randers eine so heftige Krankheit, daß er sein Ende nahe glaubte und sich das heilige Abendmahl reichen ließ. Die Dünen hofften auf seinen Tod und jubelten laut. Als sie aber hörten, daß er sich erhole, thaten sie sich zusammen zu heimlichem Rathe. Ein jütischer Ritter, Niels Ebbesen, schlich sich mit 60 Gefährten heimlich bei Nacht in die Stadt, und eben hatte sich Gerhard zur Ruhe begeben, da drangen die Verschworenen in sein Gemach und erstachen den kranken Grafen meuchlings auf seinem Bette (I- April 1340). Aber zwei Jahre später wurde der schmähliche Tod Gerhards durch seine Söhne, Heinrich und Klaus, gerächt. Die jütischen Aufrührer wurden vollständig besiegt, Niels Ebbesen, den die Dänen als den Retter ihres Vaterlandes preisen, in der Schlacht getödtet und sein Leichnam auf's Rad geflochten. 11. Herzog Adolf Viii. Im Jahre 1440 war Reichstag zu Kolding. Hier übertrug der König Christoph von Dänemark mit ausgestreckter Fahne, wie es sich gehörte, dem Grafen Adolf von Holstein das Herzogthum Schleswig für sich und seine Erben zu Lehn. Damit war ein langer blutiger Krieg um das Herzogthum beendet, worin viele edle Männer, auch der hochgepriesene Bruder Adolfs, Heinrich, gefallen waren. Mit frommem Dankgefühl gegen Gott blickte Adolf auf den glücklichen Ausgang der laugen Kämpfe zurück und gründete mehrere geistliche Pfründen, damit das Andenken an jene Zeiten für alle Zukunft bewahrt werde. Aber um welchen Preis war die Selbständigkeit Schleswigs gewonnen? Die Kräfte des Volkes waren erschöpft und viele Gegenden des Landes, Eidersted, Angeln, Schwansen, Alsen, das Land Oldenburg und Femarn furchtbar verwüstet. Die Sitten des Volkes waren verwildert, die Ritter befehdeten sich und beraubten die Bürger in den Städten. Die Bauern wurden vielfach geknechtet. Freilich lebte noch in vielen Gegenden ein freier und kräftiger Bauernstand, der die Waffen zu führen wußte, aber sie hatten vergessen, daß ihre Väter einst dem Grafen Klaus, dem Sohnegerhard's, gelobt hatten, nicht mehr Todtschlag mit Todtschlag zu vergelten. Dieser hatte die Bauern zusammenberufen und ihnen das Verwerfliche der Mut- rache vorgestellt: „Wem das Gute und der Friede lieb ist", sprach er, „der gehe zur rechten Hand, die andern zur linken." Da war keiner auf der linken stehen geblieben. Jetzt gab Adolf strenge Gesetze gegen den Friedensbruch und die Selbsthülfe und schützte auch die Bauern vor den Bedrückungen der Ritter. Auch die Wohlfahrt der Städte lag ihm sehr am Herzen; er berief Abgeordnete der- selben zu den Landtagen, die zu Bornhövd gehalten wurden, und auf denen das Wohl des ganzen Landes berathen wurde. So stellte er überall mit großer Weis- heit geordnete Zustände wieder her. Mit seinen Nachbarn, den Ditmarsen und den norddeutschen Hansastädten, lebte er in Frieden und Freundschaft und suchte den Handel derselben auf alle Weise zu befördern. So erfreute er sich nicht nur in hohem Grade der Liebe seiner Unterthanen, sondern stand auch bei den Fürsten und Völkern der benachbarten Länder in großem Ansehen. Als der König Christoph von Dänemark ohne Erben gestorben war, da gedachten die Großen des Reiches ihn zu ihrem Könige zu wählen. Adolf war damals erst sieben und vierzig Jahre alt und durfte sich die Kraft und die Fähigkeit zutrauen, ein größeres Reich mit Ehren zu regieren; aber er hatte, obwohl zum zweitenmal vermählt, keine Kinder; er hatte schon in seiner Jugend die Dänen als seine Feinde anzusehen gelernt, war mit Haß gegen dieselben herangewachsen und hatte gegen sie in manchen Schlachten gefochten. Schwerlich hätte es auch den Bewohnern seiner Lande gefallen, wenn er die dänische Krone annähme; die Schleswiger hatten

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 479

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
479 Schleswig mit lauter Stimme dem versammelten Volke, daß der Rath der Holsten zum Besten ihrer Lande den König Christian von Dänemark zu einem Herzoge von Schleswig und Grafen zu Holstein erkoren habe. Der neue Landesherr stellte darauf eine Urkunde aus, worin er die Rechte und Freiheiten seiner Unter- thanen feierlich anerkannte. Er erklärte, aus periönlicher Gunst und keineswegs in seiner Eigenschaft als König von Dänemark sei er erwählt worden. Bei allen Heiligen schwur er für sich und seine Nachkommen, das Recht der Lande treu zu bewahren. Diese aber sollten ewig zusammen bleiben ungetheilt; kein Krieg solle geführt werden, außer zum Nutzen derselben und mit Einwilligung des Landtags; die Einwohner aber sollten über die Königsau und die Elbe hinaus nicht zum Kriegsdienste verpflichtet >ein. Als die Lübecker, welche für den Grafen Otto gewesen waren, hörten, daß die Stände das Wort, welches sie ihnen gegeben hatten, gebrochen und den König Christian zu ihrem Landesfürsten erwählt hätten, wurden sie sehr unwillig und ließen zum Andenken daran diese Worte niederschreiben: „Also wurden dieholsten Dänen und gaben sich aus freien Stücken ohne Schwerterschlag unter den König von Dänemark, wogegen ihre Vorfahren manches Jahr gewesen waren und es binderten mir wehrhafter Hand. Denn sie führten manchen Krieg mit den Dänen, wobei ihnen die Städte der Hansa mit großem Volk und großen Kosten behülflich waren. Auch war mancher Herr und Fürst und ritterlicher Mann in dem Streite gefallen, weil sie den Dänen nicht Unterthan, sondern frei sein wollten. Und das alles hatten die Holsten zu der Zeit vergessen und wurden freiwillig zu eigen, und das machte die Gierigkeit der Holsten und die Verschlagenheit der Dänen; denn der König erkaufte sie mit Geld und Gabe und mancherlei Versprechungen und gelobte allen Schloßhauptlemen, sie sollten lebenslang die Schlösser behalten. So wurden sie durch Eigennutz verblendet und gaben das Gut des ganzen Landes um kleinen Vortheils willen preis. Ihnen aber ward nicht einmal gehalten, was ihnen versprochen war; denn der König nahm ihnen die Schlösser noch in dem- selben Jabre und setzte andere Hauptleute darauf." 13. Die Kriege mit den Ditmarsen. Die Ditmarsen (die Bewohner der Volks- oder deutschen Marschen) waren unabhängig von den holsteinschen Grafen und wollten nicht von Fürsten regiert werden. Alle Angriffe auf ihre Freiheit wehrten sie mit Kraft und Muth ab. Jeder wehrhafte Mann war zur Vertheidigung des Landes verpflichtet; eine große Streit- axt und ein kurzes Schwert waren die von Alters her gebräuchlichen Waffen; mit vollendetem vierzehnten Jahre mußte der junge Ditmarse an den Waffenübungen seines Kirchspiels theilnehmen. Zum Schutze gegen die Angriffe der Holsten dienten die sogenannten Hammen: „das waren Landwehren mit zwei oder drei doppelten Gräben auf einigen Stellen vor der Marsch und mit Holz dicht überwachsen. Da hindurch ging ein enger, zwei oder drei Steinwürfe weiter Steinweg, der an beiden Seiten von einem tiefen Graben eingeschlossen war." In das Land führte nur eine große Landstraße auf Meldorf zu. Die Marschgegend des Landes setzte durch zahlreiche breite Wassergräben und die Beschaffenheit des Bodens jedem eindringen- den Feinde große Hindernisse entgegen, welche die Ditmarsen klug zu benutzen wußten. Das hatte einst Gerhard der Große erfahren müssen. Aber die Enkel desselben hatten vergessen, wie übel es ihm ergangen, und ließen sich durch stolze und übermüthige Räthe zu ihrem Unglück verleiten, von neuem einen Angriff gegen die freien Bauern zu unternehmen. Der Graf Albrecht von Holstein fand durch einen Sturz mit dem Pferde einen frühen Tod, als er Zwingburgen an der Grenze

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 489

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
489 aller Titel enthalten." Gleich nach seinem Regierungsantritt erklärte er, lieber zu Fuß aus dem Lande gehen zu wollen, als noch länger den unchrist- lichen Wandel der Geistlichkeit zu dulden. Es war noch Schweres zu thun übrig ; die Prälaten und die hohen Geistlichen beriefen sich auf ihre alten Freiheiten, und als Christian die Abstellung der Messe im schleswiger Dom verlangte, erhob dagegen der Bischof Einspruch : es sei gegen Ehre und Glimpf, die er höher achte, als sein Leben; er halte fest an den alten Einrichtungen, bis auf einem Landtage eine Veränderung beliebt werde. Christian konnte nicht mit seinen Absichten durchdringen und wurde bald durch Aufruhr in Dänemark von weiteren Schritten abgehalten. Erst als er in Dänemark mit kräftiger Hand die Macht der katholischen Geistlichkeit gebrochen und Johann Bugenhagen, einen frommen Pastor aus Wittenberg, nach Kopenhagen berufen und eine evangelische Kirchenordnung durch ihn hatte ausarbeiten lassen, konnte er sein Augenmerk den Herzogthümern wieder zuwenden. Auf dem Landtage vom Jahre 1540 ließ er den ver- einigten Ständen eine plattdeutsche, von Bugenhagen entworfene Kirchen- ordnung vorlegen. Aber es erfolgte ein heftiger Widerstand: Wulf Pogwisch, durch den die Anträge des Königs an die Stande ergingen, war der erste, der widersprach. Im ganzen protestierten 29 Mitglieder der Ritterschaft gegen die neue Ordnung mit der Erklärung, daß sie auch selig zu werden wünschten, aber zu der neuen Lehre nicht übergehen könnten. Es entstand ein großer Lärm auf dem Rathhause, und Johann Rantzau bot vergebens seinen ganzen Einfluß auf, die Einwilligung der Stände zu erhalten. Die Versammlung verlief ohne Entscheidung. Aber schon in den nächsten Jahren traten große Veränderungen ein. Der letzte katholische Bischof Ahlefeld starb, und an seine Stelle trat, von Bugenhagen geweiht, Tilemann von Hussen aus Cleve als erster evangelischer Bischof unseres Landes. Ein Landtag zu Rendsburg 1542 brachte die kirchlichen Ange- legenheiten zum Abschluß. Jeder Widerstand war verstummt, und die Kirchcnordnung Bugenhagen's ward von den Räthen, Prälaten, Ritter- schaft, Mannen und Städten einträchtig angenommen, beliebt und bewilligt. So war unsere schleswig-holsteinsche Landeskirche gegründet. Alle katholischen Einrichtungen verschwanden allmählich. Die Güter und Pfründen des Bischofs wurden von dem Landesherrn eingezogen, die Bettel- orden aufgehoben und die Gebäude und Besitzungen derselben meistens den Stätten überlassen und zu Armenhäusern, Schulen und andern Zwecken verwandt. Von den größeren, die durch reiche Besitzungen sich auszeichne- ten, wurden die meisten von dem Landesherrn nach und nach eingezogen und das Landgebiet in Aemter verwandelt. So sind die Aemter Reinbeck, Mohrkirchen, Cismar, Lügumkloster, Bcrdesholm, Ahrensboeck, Reinfeld entstanden. Nur vier Klöster, die ehemaligen Nonnenklöster zu Schleswig, Preetz, Itzehoe, Uetersen, blieben bestehen, wurden aber zu Versorgungs- anstalten für unvcrheirathete Töchter des Adels umgestaltet. Aber trotz der neuen Kirchenordnung dauerte es noch viele Jahre, ehe Vaterländisches Lesebuch. Z2

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 238

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
238 sohlen, Ottokar s Leben zu schonen, dieser aber einen Preis demjenigen ver- sprochen, der ihm seinen Gegner todt oder lebendig liefern würde. Furcht- bar wüthete der Kampf; Ottokar wurde erschlagen; Rudolf, von einem böhmischen Ritter vom Pferde geworfen, lag unter diesem, und nur sein Schild, mit welchem er sich bedeckte, rettete ihn vor den Hufen der über ihn herstürmenden Rosse. Bald hob er sich unter seinem Pferde wieder empor und errang den Sieg. Ein Ritter aus Ottokar's Heere, von dem Rudolf beinahe getödtet worden wäre, fiel schwer verwundet in die Hände der Sieger, die ihn im Zorn niederhauen wollten, weil er das Leben ihres Königs bedroht hatte; allein Rudolf sprach : „Das verhüte Gott! einen so tapferen Ritter tobten, hieße dem Reiche unersetzlichen Schaden zufügen." Er befahl, den Gefangenen sorgfältig zu verbinden und zu verpflegen. Nach diesem Sieg rückte Rudolf in Böhmen ein und gab dies Land als Reichslehen dem Sohne Ottokar's, Wenzel. Mit den österreichischen Landen belehnte er seine beiden Söhne, in der Ueberzeugung, daß er nur dann, wenn er selbst eine große Hausmacht habe, den großen deutschen Fürsten gegenüber sein Ansehen wahren könne. Da er auch seine sechs Töchter mit mächtigen Fürsten vermählte, so stärkte er seine königliche Gewalt so sehr, daß er sich überall Gehorsam zu erzwingen vermochte. Mit gleicher Thätigkeit sorgte Rudolf für die Handhabung der Ge- rechtigkeit und die Herstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Er durchzog das Reich von einem Ende bis zum andern, saß oft persönlich zu Gericht und erlaubte einem jeden Zutritt, „denn", sagte er, „ich bin wahrlich nicht König geworden, um mich vor den Menschen einzuschließen." Mehrmals gab er Gesetze zur Aufrechthaltung des Landfriedens, welche von den Ständen des Reiches beschworen werden mußten. Die Uebertreter traf strenge Strafe. Einst ließ er in Thüringen neunundzwanzig gefangene Raubritter in seiner Gegenwart zu Erfurt hinrichten. Ueber ein Jahr verweilte er hier, bis alle Raubschlösser — es waren sechsundsechszig — gebrochen waren. Rudolf wünschte die deutsche Krone seinem Sohne Albrecht, der von seinen Söhnen allein noch am Leben war, zu hinterlassen. Allein die Fürsten fürchteten die schnell emporstrebende Größe des habsburgischen Hauses und den finsteren, harten und abschreckenden Sinn Albrecht's. Sie wichen daher den Anträgen Rudolfs aus. Mißvergnügt verließ dieser Frankfurt und ging, schon krank und schwach, nach Straßburg. Als er die Nähe des Todes fühlte, rief er: „Wohlan, nach Speier!" Hier, all der Begräbnißstätte der Kaiser, wollte er sein Ende erwarten, aber er kam nur bis Germersheim, wo er in einem Alter von dreiundsiebzig Jahren starb (1291). Rudolf hat den Ruhm der Gerechtigkeit, Mäßigung und Tapferkeit sein ganzes Leben hindurch bewahrt. Seine Gestalt war sehr hoch und schlank, seine Sitten einfach; Speise und Trank genoß er mäßig. Er trug gewöhnlich ein schlichtes graues Wams, das er sich wohl im Felde selbst flickte. Wenn er sprach, gewann er durch biedere Zutraulichkeit und war

5. Geschichte des Mittelalters - S. 74

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
74 gcirn. Diese sonst so wilde Nation war durch die Annahme des Christentums viel milder geworden. Jetzt hatte sie ihren König Vertrieben, der zu Heinrich seine Zuflucht nahm. Dieser zog dreimal gegen die Ungarn, unterwarf sie und zwang den König, das Land von ihm zu Lehen zu nehmen. Heinrich konnte zwar diese Oberherrschaft auf die Dauer nicht behaupten; indessen war es schon eine Ehre, für einige Zeit als Herr anerkannt worden zu sein. Ebenso kräftig verfuhr Heinrich gegen die Päpste. Es gab deren damals zu gleicher Zeit drei, die sich miteinander um die Würde lebhaft stritten. Nun erschien Heinrich in Italien, berief nach Sntri (1046) eine Kirchenversammlung und setzte hier zwei Päpste ab; der dritte legte seine Würde freiwillig nieder. Dann wurde unter Heinrichs Vorsitz vom römischen Volke und von den Geistlichen ein neuer Papst gewählt, der ihn in Rom feierlich krönte; denn es war üblich geworden, daß der deutsche König nicht eher Kaiser hieß, bis er die Krönung empfangen hatte. Jetzt gab Heinrich das Gesetz, daß die Römer ohne Bewilligung des Kaisers nie einen Papst wählen sollten. Da der Papst bald nachher starb, so gab er den Römern nacheinander drei Päpste, alle Deutsche: denn nach dem Tode eines jeden baten sie ihn, ihnen einen neuen Papst zu geben. Auch in Deutschland zeigte er, daß er von der Würde des Kaisers einen hohen Begriff hatte. Er entsetzte mehrere ungehorsame Fürsten und verschenkte die von ihnen besessenen Länder an anvere, die ihm gehorsamer waren; denn damals hatten die Kaiser noch das Recht, die Herzogtümer als Lehen zu verleihen, an wen sie wollten. Daß die Fürsten mit des Kaisers kräftigem Eingreifen nicht zufrieden waren, läßt sich leicht denken, und als er seinen dreijährigen Sohn Heinrich Iv. von ihnen zum Thronfolger wählen ließ, versprachen sie diesem zwar Gehorsam, aber mit dem ausdrücklichen Vorbehalte, „wenn er mit Gerechtigkeit regieren würde". Der Kaiser starb in der Blüte der Jahre, erst 39 Jahre alt, auf einer Jagd im Harzgebirge (1056) und liegt ebenfalls in Speier begraben.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 127

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
127 Die feierlichen Waffenspiele der Ritter nannte man Turniere. Vermutlich sind sie in Frankreich entstanden. Wenn ein Fürst oder sonst ein Vornehmer ein Turnier geben wollte, so schickte er lange vorher Einladungen an benachbarte Fürsten umher und ließ durch Herolde im ganzen Lande, zuweilen selbst im Auslande das Turnier ankündigen und den Tag bestimmen. Dann fanden sich zur bestimmten Zeit viele Ritter ein, alle herrlich gerüstet und gepanzert vom Kopf bis auf die Füße; selbst die Pferde waren mit eisernen Blechen bedeckt und mit köstlichen Decken und anderen Zieraten behängt. Auf dem Schilde hatte jeder ein Abzeichen, welches er immer führte, und welches alle, die zu seiner Familie gehörten, beibehielten, einen Löwen, Elefanten, Adler. Steinbock, ein Pferd, einen Engel und dgl. Daraus sind die Wappen entstanden. Da aber viele Familien Seitenlinien hatten, so hatte jede noch ein besonderes, sie bezeichnendes Kleinod auf dem Helme, einen Adlerflügel, ein Paar Ochsenhörner, einen Pferdekopf u. s. w., alles von Erz. Am Tage vorher mußte jeder seinen Namen bei den Wappenrittern angeben, und wenn er nicht eine fürstliche Person oder sonst ein schon bekannter Ritter war, seinen Adel beweisen; denn nur Edelleute, und zwar nur solche, welche einen fleckenlosen Wandel geführt hatten, wurden zugelassen. Nun brach der Tag des Festes an. Auf dem Marktplatze oder auf einem freien Felde bei der Stadt waren Schranken gezogen, durch welche mehrere Tore führten. Auf einem Balkon saßen die Kampfrichter oder Turniervögte, auf einem andern die vornehmen Zuschauer, fürstliche Personen und Damen. Alle Kosten mußte der Unternehmer tragen; er bewirtete die ganze Zeit über die fremden Gäste und setzte die Preise (den Dank) aus, welche in schön gewirkten Leibbinden, kostbaren Schwertern, goldenen Sporen u. dgl. bestanden. Die einzelnen Ritter kamen nun herbeigeritten, zwei und zwei, wie sie entweder durchs Los zusammenkamen, oder wie die Gleichheit des Ranges es erforderte. Manchmal kam auch wohl ein Ritter mit geschlossenem Visier, der unerkannt bleiben wollte bis zu Ende des Festes; doch mußte er seinen Namen den Wappenrittern genannt haben, damit kein unritterlicher Mann sich zudränge. Unter kriegerischer Musik ritten nun die beiden ersten Kämpfer auf bäu-

7. Geschichte des Mittelalters - S. 150

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
150 andere Fürsten zu sichern. So widerspenstig, wie sich die Fürsten gegen ihr Reichsoberhaupt bezeigten, so ungehorsam waren auch die Edelleute gegen ihre Fürsten. Jeder glaubte ein Recht zu haben, zu rauben und sich mit andern herumzuraufen, so viel er wollte, und so entstand denn eine allgemeine Unordnung. Mit seinen Untertanen verfuhr jeder, wie ihm beliebte, und untereinander wurde jede Streitigkeit gleich mit dem Schwerte abgemacht. Ein Pfalzgraf ließ einmal seiner jungen Frau, bloß weil er einen Verdacht aus sie geworfen hatte, von einem seiner Knechte den Kops abschlagen, ohne daß jemand nur daran dachte, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Was das Übel noch vermehrte, war, daß die Kaiser im 11. und 12. Jahrhundert mehr in Italien als in Deutschland zu tun hatten und daher nicht einmal viel Zeit behielten, die Ruhestörer in Deutschland zur Ordnung zu bringen. Man nannte diese Unordnung, wo jeder sich nach Maßgabe seiner Kräfte selbst Recht verschaffte, das Faust-recht. Die wilden Raubritter lauerten besonders auf die Kaufmanns-wagen und Schiffe. Sahen sie von ihren Burgen herab in der Ferne einen Fuhrmannswagen kommen, so saßen sie mit ihren Knechten zu Pferde, legten sich in einen Hinterhalt und brachen auf die sorg» los einherziehenden Kaufleute los, die dann alle Habe verloren und noch froh fein mußten, wenn sie mit dem Leben und gesunden Gliedern davonkamen. Ebenso ging es den Schiffen, die auf dem Rheine, der Elbe und andern deutschen Strömen die Waren von Stadt zu £>tadt führten. Da nun alle Klagen darüber bei dem Kaiser ohne Wirkung blieben, so dachten die Kaufleute selbst auf Abhilfe. Hamburg und Lübeck schlossen zuerst einen Vertrag, und bald trat auch Braunschweig dazu. Sie nannten das Bündnis Hansa, d- i. einen Bund, der zur gegenseitigen Hilfe geschlossen ist. Wenn nun Wagen von einem dieser Orte zum andern fuhren, so zogen bewaffnete Soldaten mit, welche von der Hansa auf gemeinschaftliche Kosten unterhalten wurden. Wie wunderten sich nun die Raubritter wenn sie solche Wagen anfielen und von tüchtigen Soldaten gleich zurückgeschlagen wurden! Die anderen Handelsstädte des nördlichen Deutschland fanden, daß dies eine herrliche Einrichtung sei, und wünschten auch dem Bunde beizutreten. Sie meldeten sich und

8. Geschichte des Mittelalters - S. 273

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
273 lüortete der bescheidene Mann, er wünsche nichts, als lebenslang frei Kohlen brennen zu dürfen. Das wurde ihm nicht nur gern gewährt, sondern der Kurfürst schenkte ihm auch ein Freigut und verordnete, er solle künftig Triller heißen, weil er den Kunz so derb getrillt (niedergeschlagen) habe, und der älteste seiner Familie solle bis auf ewige Zeiten jährlich vier Scheffel Korn von der Regierung erhalten. Friedrich Iii. hat bei allen solchen Vorgängen wenig mehr getan als zugeschaut. Wie sehr er neben seiner Trägheit zugleich voll Mißtrauen war, davon gab er einen Beweis in den Verhandlungen mit dem Herzoge Karl dem Kühnen von Burgund (1467 — 77). Dieser Karl war der einzige Sohn und Erbe Philipps des Guten, der bei der Geschichte der Jungfrau von Orleans erwähnt wurde. Philipp galt für den trefflichsten und galantesten Ritter seiner Zeit. Kein Fürst war so reich wie er. Ihm gehörte nicht nur fast das ganze jetzige Königreich der Niederlande, sondern auch Belgien, die Franche-Comte und die Bourgogue in Frankreich. In seinen damals überreichen Ländern besaß er eine Menge prachtvoller Paläste, alle mit dem kostbarsten Hausgeräte und den schönsten Tapeten versehen, mit denen man damals großen Luxus trieb, täglich fand man bei ihm offene Tafel, und wenn er Turniere und Bankette gab, so aß man von goldenem Geschirre, und seine Trinktische strotzten von goldenen Bechern, die mit edlen Weinen gefüllt wurden. Alle seine Länder und Reichtümer hatte sein einziger Sohn, Karl der Kühne, geerbt, aber nicht seine Herzensgüte. Karl tvar ein stolzer, unruhiger, kriegerischer Fürst, der während seiner Regierung nie zur Ruhe gekommen ist, weil er sich an seinen schätzen nicht genügen ließ. So gelüstete es ihn, König von Burgund zu heißen. Dazu bedurfte er aber der Erlaubnis des Kaisers, der nichts dagegen hatte, wofern Karl dafür feine Tochter Maria, die einzige Erbin aller seiner Länder und Schätze an feinen Sohn Maximilian verloben wollte. Beide Geschäfte sollten auf einer Zusammenkunft in Tier 1473 abgemacht werden. Ter Kaiser begab stch dorthin mit seinem Sohne und hielt seinen Einzug so prachtvoll, als es seine stets schwache Kaffe erlaubte. Jetzt kam auch Karl, Meisterwerke. ®b. Viii. Nüsse lt. Weltgeschichte Ii. l8

9. Geschichte des Mittelalters - S. 284

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
284 Bisher hatte das Faustrecht noch immer fortgedauert, so viele Besehle auch die schwachen Kaiser dagegen gegeben hatten; denn die großen und kleinen Raubritter trotzten auf ihren Felsenbnrgen der Ohnmacht des Kaisers, und keiner kümmerte sich viel um seine Befehle, ^a trat 2)?njtmiltan auf und half der (Sache aus dem ©runde. Er verbot auf dem Reichstage in Worms (1495) nicht nur jede Selbsthilfe, sondern sorgte auch dafür, daß ein jeder sein Recht durchführen konnte. Dazu setzte er das Reichskammergericht ein, vor welchem selbst jeder Reichsfürst belangt werden konnte. Es bekam seinen Sitz anfangs in Frankfurt am Main, nachmals in S p eie r und zuletzt in W e tz l a r. Dadurch nun wurde der Landfriede in Deutschland hergestellt, und wenn auch noch dann und wann einzelne Räubereien und Gewalttätigkeiten begangen wurden, so wurden sie doch Itreng bestraft und kamen immer seltener vor Zur Unterhaltung dieses Gerichtes und zur Deckung der allgemeinen Ausgaben mußte zum erstenmale eine Reichssteuer, der sogenannte „gemeine Pfennig" erhoben werden Um die Ordnung besser handhaben zu können, teilte Maximilian Deutschland in zehn Kreise ein, die, von Norden nach Süden gerechnet, folgende waren: der niederrheinisch-westfälische, der ober-fächfifche, der niedersächsische, der bnrgundische, der kurrheinische, der fränkische und der oberrheinische, der schwäbische, der bayrische und der österreichische. An der Spitze jedes Kreises stand ein Kreis-hai.ptmann, welcher in seinem Bezirke für Aufrechterhaltung des Reichsfriedens, für Ausführung der Urteile des Reichskammergerichts und im Kriege für Aufbietung der Reichstruppen zu sorgen hatte. Vor Maximilian hotte es in Deutschland noch keine P o st gegeben. Wollte man entfernten Freunden und Verwandten von sich Nachricht geben, so mußte man mit vielen Kosten einen Boten schicken. Nur einige Handelsstädte hielten sich solche Boten, die regelmäßig an gewissen Dagen abgingen und für schweres Geld auch wohl für andere Briefe und Pakete mitnahmen. Da machte ein deutscher Edelmann, Franz von Taxis, dem Kaiser Maximilian den Vorschlag, zwischen Wien und Brüssel (damals der Hauptstadt der Niederlande) eine reitende Post anzulegen. Der Kaiser

10. Geschichte des Mittelalters - S. 285

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
285 fand das sehr vernünftig und ernannte Taxis zum Generalpostmeister. Dies war der erste Anfang des Postwesens. Alle Fürsten sahen den großen Vorteil desselben ein, und Taxis hatte von der Einrichtung einen bedeutenden Gewinn. Daher legte er mit Erlaubnis des Kaisers noch mehrere Posten an, und seine Nachkoinmen folgten seinem Beispiele. Sie erhielten 1615 sogar das Recht, daß das Generalpostmeisteramt bei der Familie erblich verbleiben sollte und daß niemand außer ihnen Posten anlegen und unterhalten durfte. Die Familie Taxis wurde dadurch immer reicher und stieg endlich bis zur fürstlichen Würde empor. Indessen richteten späterhin die größeren deutscheu Fürsten eigene Posten iu ihren Ländern ein und fanden sich mit dem Fürsten von Taxis ab: in einigen Gegenden unseres Vaterlandes blieben dagegen die Taxisschen Posten bis zum Jahre 1866 bestehen. 34, Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung, 1466, und Amerikas, 1492. Ostindien, oder, wie es sonst schlechthin genannt wurde, Indien, bringt viele köstliche Produkte hervor, die von jeher von uns Abendländern eifrig gesucht wurden. Gewürze, Elfenbein, Gold und Edelsteine, die feinste Wolle und Baumwolle und unzählige andere Dinge wurden von dorther nach Europa gebracht. Aber man kannte keinen Weg dahin; denn um Afrika herum zu fahren, fiel keinem ein, teils weil man nicht wußte, wie weit sich dieser Erdteil nach Suden erstreckte, teils weil alle Welt glaubte, man könne wegen der fürchterlichen Hitze gar nicht über den Äquator fahren, ohne zu verbrennen. Bei diesem Glauben beruhigte man sich, und so mußten also die indischen Waren auf einem andern Wege zu uns gebracht werden. Da die Araber alle Länder, die zwischen Europa und Indien lagen, inne hatten und die Europäer nicht leicht durchließen, war der ganze indische Handel in ihren Händen. Sie fuhren nach Indien, packten die Waren auf ihre Schiffe oder brachten sie durch Karawanen nach Ägypten. Nach Alexandrien aber kamen dann die Venetianer, Genueser, Pisaner und andere italienische Kaufleute, holten die köstlichen Waren ab und führten sie nach Europa.
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